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Morus, Thomas

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Lebenslauf

Geboren: 7. Februar 1478 in London
Gestorben: 6. Juli 1535 in London

Thomas Morus wurde als Sohn eines Richters in London geboren und studierte Latein und Griechisch in Oxford. Er absolvierte eine Ausbildung zum Juristen und wurde ein erfolgreicher Rechtsanwalt. Von 1510–1518 lehrte er in London Recht, bis der damalige englische König Heinrich VIII. auf ihn aufmerksam wurde und ihn in seine Dienste nahm.
1534 wurde Morus im Londoner Tower eingekerkert, weil er sich weigerte, den Suprematseid zu leisten. Mit diesem Eid erkannten die Angestellten des Staates den englischen König als Oberhaupt der englischen Kirche an. Thomas Morus jedoch hielt an seinem Glauben an die Katholische Kirche fest, wofür er schließlich zum Tode verurteilt wurde.


Bedeutung

Die Schilderung einer fernen idealen Gesellschaft in seinem Werk „Utopia“ gilt als Begründung des Genres der Sozialutopie. In der Katholischen Kirche wird Thomas Morus als Heiliger und Märtyrer verehrt.


Lehre und Gedanken

Morus schildert in seinem Hauptwerk „Über den besten demokratischen Staat und die neue Insel Utopia“ eine ideale Gesellschaft, die demokratische, ja sogar kommunistische Grundzüge aufweist. Als Utopie (griech. u topos = kein Ort, nirgendwo) spricht sie nicht über eine mögliche Zukunft, sondern nur von einem Ideal menschlicher Gesellschaft. Deswegen sind Utopien nicht in fernen Zeiten, sondern oft auf fernen Inseln angesiedelt. Thomas Morus’ Beschreibung der Insel Utopia war so prägend, dass das Wort „Utopie“ zum allgemeinen Ausdruck für die Beschreibung einer idealen Gesellschaft wurde.

Die Menschen auf dieser Insel sind gleichberechtigt und das Streben nach Bildung ist höchstes Gut. Die Interessen des Einzelnen sind denen der Gemeinschaft untergeordnet. Auf der Insel gibt es kein Geld, es herrscht ein strenger patriarchalischer Familienverband, der sich wiederum auf monogame Ehen stützt. Städte sind in ihrem Wachstum begrenzt, d. h. wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben, wird ihnen durch eine entsprechende Einwanderungspolitik weiteres Wachstum unmöglich gemacht.
Die wichtigste Idee der Staatsfantasie von Morus ist wohl die Abschaffung des Privateigentums. Auch tragen alle die gleiche Kleidung, bis auf einige wenige, die auserwählt wurden, aufgrund ihrer Begabung besondere Bildung zu bekommen. Politik ist nach Morus überhaupt erst möglich, wenn alle Güter gerecht und gleich verteilt sind.
Bei genauer Betrachtung weist diese Idylle aber auch Schattenseiten auf: So hat das Inselreich beispielsweise auch Sklaven und um die Freiheit des Einzelnen ist es nicht gut bestellt.


Hauptwerke von Thomas Morus

„Über den besten demokratischen Staat und die neue Insel Utopia“ (1516)
Thomas Morus: Utopia. Übers. v. Hermann Kothe. Frankfurt/M.: Insel 1992.
Thomas Morus: Utopia. Übers. v. Jacques Laager. Zürich: Manesse 2004.


Über Thomas Morus

Dietmar Herz: Thomas Morus zur Einführung. Hamburg: Junius 1999.

Hans Peter Heinrich: Thomas Morus. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek: Rowohlt 1991.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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